Im Auftrag des Kompetenzzentrums Klimaschutz in energieintensiven Industrien (KEI) untersuchte das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Zusammenarbeit mit dem Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik die technischen, wirtschaftlichen und regulatorischen Möglichkeiten und Herausforderungen von Energieflexibilität im Industriesektor. Die fertige Studie mit dem Titel „Flexibilisierung von elektrifizierten Industrieprozessen“, wurde nun, am 18.09.2024 in Aachen vorgestellt. Mittels Fallbeispielen aus den Branchen Stahl, Aluminium, Glas, Zement und Chemie demonstriert die Studie, wie der Übergang zur CO₂-freien Produktion gelingen kann – etwa mittels Elektrifizierung, Lastverschiebung oder einer hybriden Anlagenversorgung. Die Ergebnisse bieten Unternehmen der Grundstoffindustrie und des Energiesektors eine strategische Orientierung und geben Handlungsempfehlungen für die Politik.
Die Erkenntnisse der Studie wurden bei der Veröffentlichungsveranstaltung durch Beiträge aus Politik und Industrie begleitet. Nach der Eröffnung durch KEI-Leiter Jakob Flechtner sprachen zunächst Dr. Beate Baron, Leiterin der Unterabteilung Dekarbonisierung, Klima- und Umweltschutz in der Industrie, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), sowie Prof. Dr. Christian Wuppermann, Institutsleiter, IOB – Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik der RWTH Aachen Grußworte. Nach der Präsentation der Studienergebnisse gab Herr Simon Freese der Pilkington Deutschland AG tiefere Einblicke in die technischen Gegebenheiten des Fallbeispiels aus der Glasindustrie. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden die nächsten Schritte zur Umsetzung der Flexibilitätsmaßnahmen in Deutschland von den diskutiert. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eine Führung interessierter Teilnehmer durch die Versuchshallen des IOB.
Im Rahmen der Studie konnte hervorgehoben werden, dass eine stärkere Flexibilisierung industrieller Produktionsprozesse technisch möglich ist, jedoch aktuell nicht durchgeführt wird, insbesondere aufgrund der damit verbundenen Kosten. Stand jetzt sind die Prozesse aus wirtschaftlichen Gründen üblicherweise hoch ausgelastet und auf kontinuierlichen Betrieb optimiert. Die Lastflexibilisierung kann jedoch einen wichtigen Beitrag zur Integration erneuerbarer Energien in das Energiesystem leisten. Gerade hybride Konzepte sind dabei eine Schlüsseltechnik, welche die Flexibilität steigern kann und gleichzeitig die Dekarbonisierung der Prozesse unterstützen kann. Auf Energiesystemseite hemmt jedoch der aktuelle regulatorische Rahmen die Flexibilisierung. Die bisherigen Regelungen zu den Netzentgelten setzen Anreize für möglichst hohe Volllaststunden und einen kontinuierlichen Strombezug. Zukünftig sollten Netzentgelte einen flexiblen netz- und systemdienlichen Strombezug anreizen.
Für die vertiefte Lektüre steht das 200-seitige Dokument steht auf der Website des KEI kostenfrei zum Download oder zur Bestellung zur Verfügung: https://www.klimaschutz-industrie.de/newsroom/publikationen/studie-flexibilisierung-elektrifizierter-industrieprozesse/